Dreifaltigkeitskirche / Weberkirche, Zittau, Sühnekreuze
Zwischen den Stützpfeilern des sechsseitigen Abschlusses der Kirche befinden sich an der Ostseite zwei kleine, aber dennoch sehr bekannte Zittauer Denkmale. Es handelt sich um zwei in die Kirche, genauer gesagt in den Sockel eingemauerte Sühnekreuze. Das linke Sühnekreuz ist eigentlich eine 104 cm hohe und 58 cm breite Sandsteintafel, aus der 9 cm weit das eigentliche Kreuz herausragt. Im Kreuz ist zudem eine kleine Öffnung vorhanden, wahrscheinlich ursprünglich für eine Lampe, sowie einige weitere Nischen im umgebenden Mauerwerk. Im Schaft ist ein gekrümmter Säbel dargestellt. Nahezu spiegelbildlich zu dieser Tafel befindet sich ein weiteres, etwas kleineres Sühnekreuz mit den Abmessungen 103 x 39 cm. Auch auf diesem ist im Relief scheinbar die Mordwaffe dargestellt, dieses Mal ein 26 cm langes Messer. Das dritte Sühnekreuz ist auf einer 55 x 128 cm großen Sandsteintafel mit einem großen gebogenen Säbel dargestellt. Es handelt sich um drei von acht erhaltenen und bekannten Sühnekreuzen in Zittau. Neben den in der Dreifaltigkeitskirche eingemauerten Kreuzen befinden sich weitere in der Frauenkirche in der Hammerschmiedtstraße 10, weitere stehen auf einem freien Gelände im Weinaupark.
Im Mittelalter konnte bei der Bestrafung von Verbrechern das sog. Sühnerechts angewandt werden, bei welchem dem Schuldigen eine Aufgabe auferlegt wurde, durch die er sein Verbrechen abbüßen konnte. Das Gerichtswesen im mittelalterlichen Westeuropa ging vom christlichen kanonischen Recht aus, das auf geistlichen Werten, dem Gewissen und dem Verstand gründete. Das Leben auf Erden wird von Gott geschenkt und das menschliche Leben als höchster Wert verstanden. Für die Errettung der Menschen und ihre Erlösung von der Sünde starb Jesus Christus am Kreuz. Durch einen Mord, das Töten eines Menschen, verachtete der Einzelne die Erlösung durch das Opfer Christi und das Geschenk der Schöpfung. Eine solche Handlung gegenüber dem lebenden Gott verlangte eine Aussöhnung – eine Bestätigung, dass die Christen das Kreuz des Erlösers ehren. Und so wurden die Straftäter neben einer Entschädigung der Hinterbliebenen zum Errichten von Sühnekreuzen verurteilt. Die in die beiden Zittauer Kirchen eingemauerten Sühnekreuze sind eine Erinnerung an das mittelalterliche Sühnerecht.