Der Herkulesbrunnen befindet sich in der Neustadt (Neustädter Markt), nördlich des unübersehbaren, mitten auf dem Markt erbauten Salzhauses. Herakles, oder in diesem Fall lateinisch Hercules, war in der griechischen Mythologie der Sohn des Gottes Zeus und Alkmenes, der Tochter des mykenischen Königs Elektryon. Ihm waren übermenschliche Kräfte, Mut und Scharfsinn gegeben und er war das Muster eines Helden und Mannes. In der symbolischen, heute jedoch bereits schwer verständlichen Sprache der Vergangenheit stellte dieser Brunnen jedoch den sächsischen Kurfürsten August den Starken dar.
Das in Stein gehauene hinreißende Spektakel ist ein packendes Werk der barocken Bildhauerei in Zittau. Aus dem Wasser ragt mittig eine mächtige Säule mit Wasserspeiern heraus. Die Säule gipfelt in einer markant profilierten Statue des Herkules, wie er den vielköpfigen Hund Cerberus tötet. Die Statue kann als Symbol und Verherrlichung für den sächsischen Kurfürsten August den Starken angesehen werden. Zittau gehörte zur Entstehungszeit des Brunnens zwar formell zum Königreich Böhmen, ab 1635 befand es sich jedoch bereits im Besitztum der sächsischen Kurfürsten, was sich auch in den Bezeichnungen und der Symbolik der Bauwerke der Stadt widerspiegelte. Die viereckige Säule mit einem mit Voluten verzierten Kapitell trägt nicht nur die Herkulesstatue, sondern auch vier kleine, die Taten des Helden aus seiner Kindheit darstellende Kinderfiguren, (insbesondere das Erwürgen der Schlange, die den kindlichen Helden in seiner Wiege angriff). Autor des Brunnens ist der Bildhauer Johann Michael Hoppenhaupt (1685 - 1751), der nur fünf Jahre lang in Zittau tätig war und dieses Werk im Alter von dreiundzwanzig Jahren geschaffen hat. Der Herkulesbrunnen ist einer von drei Brunnen auf der Neustadt und entstand dreißig Jahre später als der unweit gelegene Samariterinbrunnen, der auf der anderen Seite des dominanten Salzhauses steht. Im Herkulesbrunnen tritt jedoch im Unterschied zu dem ruhig wirkenden Samaritanerinbrunnen bereits der damals aufkommende Hochbarock zum Vorschein. Im Gegensatz zu der ruhigen, ausgeglichenen Samaritanerin sprechen aus dem Herkulesbrunnen somit Bewegung und Kraft.