Sockel eines Denkmals und Denkmal für 45 Bürger der ehemaligen Sowjetunion, Oybin
Unweit der Bergkirche von Oybin, nur wenige Dutzend Meter vor dem unteren Eingang in die Ritterschlucht, einer zu Burg und Kloster Oybin führenden historischen schmalen Kluft, befindet sich der gestufte Sockel eines längst verfallenen Denkmals. Die Wenigsten gehen hier entlang, die meisten Menschen steigen über die Treppe an der Bergkirche vorbei direkt zum ersten Burgtor hinauf, wenn sie nicht sogar den hiesigen Touristenzug nutzen. Kaum jemand geht den historischen Weg an den Felsen entlang, der bis zur schmalen Kluft der Ritterschlucht mit zahlreichen Spuren längst vergangener Bauten sowie mit Abdrücken alter Tore und Sperren versehen ist. Kaum jemand ahnt auch nur, zu wessen Ehren dieses Werk errichtet wurde und wie es überhaupt aussah. Es war nicht einfach herauszufinden, wem es gewidmet ist. Zum Glück tauchte in den Sammlungen alter Ansichtskarten von Oybin auch eine Ansichtskarte mit dem Denkmal eines Mannes mit Militärhelm auf. Dann dauerte es nicht mehr lange bis es gelang festzustellen, dass Oybin im Jahr 1888 von König Albert I. von Sachsen (* 1828, † 1902) besucht wurde. Es wird auch eine königliche Auerhahnjagd im nahen Jonsdorf erwähnt. Dies half dann bei der Aufklärung der unbekannten Fakten. Im Unterschied zum kleinen Denkmal Adamstein im Tal der Lausitzer Neiße in Hirschfelde, das ebenfalls zu Ehren von König Albert und anderen Herrschern, die hier zusammentrafen, errichtet wurde und das dank der Tatsache, dass es aus Rumburger Granit gefertigt wurde, zu einem natürlichen Denkmal wurde, ist das Oybiner Denkmal Geographen und Topographen gleichgültig. Der Torso des Sockels besteht scheinbar aus keinem interessanten Stein und die heutige Zeit befasst sich mit anderen Fakten als mit Denkmälern für Herrscher untergegangener Königreiche. Es kann aber bestätigt werden, dass es sich tatsächlich um den Torso des Denkmals für König Albert I. von Sachsen handelt.
Der Platz vor der Ritterschlucht ermöglicht ein Weitergehen in drei Richtungen. Einer der Wege führt durch eine schmale Kluft zu Burg und Kloster, ist mit Wanderwegmarkierungen gekennzeichnet und von den Füßen tausender Besucher ausgetreten. Die zweite Kluft steigt steil zu den Felsen hinauf und ist offenbar ein Überrest einer längst untergegangenen Architektur, worauf zahlreiche Spuren einer alten Bearbeitung des Felsens durch Steinmetze hindeuten. Der dritte Weg führt der Höhenlinie folgend in die Felsen hinein. Kaum jemand würde hier nach einigen Dutzend Metern eine in kyrillischer und deutscher Schrift beschriebene Steinsäule, die lebensgroße Bronzestatue eines Jungen und einen in den Fels gehauenen fünfzackigen Stern erwarten. Heute wird hier nicht mehr unter Anwesenheitspflicht von politischen Führern, Pionieren und Veteranen mit medaillenbehangenen Jackenrevers der Sieg der Sowjetunion über das Großdeutsche Reich gefeiert. Beide Diktaturen hat zum Glück die Zeit überwunden. Es bleibt hier jedoch die stille Erinnerung an all die Opfer dieses blutigen Krieges.