Stein von einer Brücke mit Inschrift des Nikolaus von Dornspach, Lückendorf
In der neuzeitlichen Einfassungsmauer der Lückendorfer Kirche überrascht den Besucher ein altertümlicher Steinquader, der auf den ersten Blick älter wirkt als die Kirche selbst. Die Inschrift des Gedenksteins ist einfach und schlicht: „Cons: Ni: Dors: 1575“. Nicht jedem würde diese Abkürzung etwas sagen. Deshalb wurde unter dem Stein noch eine erklärende Steintafel eingesetzt. Auf dieser steht geschrieben: „Gedenkstein aus einer alten Quaderbrücke an den Zittauer Bürgermeister Nikolaus Dornspach 1575“. Die Tafel informiert, dass es sich bei dem Stein über ihr um einen Gedenkstein aus einer aus Steinquadern errichteten Brücke handelt und eine Erinnerung an den bedeutenden Zittau Bürgermeister Nikolaus Dornspach ist. Dornspach lebte in den Jahren von 1516 bis 1580. Die Brücke selbst ist nicht bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. Nichtsdestotrotz ist heute immerhin der Gedenkstein in die Mauer um die Lückendorfer Kirche eingemauert. Ursprünglich wurde die Brücke in einer Auflistung öffentlicher Bauten der Stadt Zittau unter vier Bogenbrücken auf der Straße nach Deutsch Gabel (heute Jablonné v Podještědí) genannt, die alle den Namen des Bürgermeisters Nikolaus Dornspach trugen. Dornspach war eine sehr bedeutende Persönlichkeit. In Zittau ist das ansehnliche Haus Dornspachs als Denkmal erhalten geblieben, in dessen Nähe sich auch das Grabmal des Bürgermeisters befindet, das ursprünglich in der Johanniskirche lag. Der Lückendorfer Gedenkstein wie die Brücke selbst stehen mit der Gabler Straße in Verbindung, die seit dem 14. Jahrhundert von der Lausitz über Eichgraben hinauf zur Ruine der Burg Karlsfried und von dort hinunter nach Lückendorf und weiter nach Jablonné v Podještědí in Böhmen und von dort weiter ins Landesinnere führt. Die Straße und der mit ihr verbundene Verkehr ermöglichte dem in einer armen und fruchtlosen Bergregion liegenden Dorf, wo die Menschen immer sehr überlegen mussten, wovon sie sich und ihre Familien ernähren sollten, eine Existenzgrundlage. Wahrscheinlich ist keine der vier genannten öffentlichen Brücken bis in heutige Zeit erhalten geblieben. Einzig von der Lückendorfer Brücke ist zumindest der Gedenkstein erhalten. Dieser wurde nach Abriss der Brücke in die Friedhofsmauer der Kirche als Erinnerung an die ruhmreichen Zeiten eingesetzt, als das Dorf an einer wichtigen Handelsstraße lag, von der es wirtschaftlich profitierte und die sehr wahrscheinlich auch Anlass für die Ortsgründung war. Die Lückendorfer konnten an durchfahrende Fuhrwerke Vorspannpferde für die großen Steigungen zum höchsten Punkt der Straße vermieten. Offenbar konnte man im Dorf auch weitere Leistungen in Anspruch nehmen, die vorbeikommende Händler und Reisende benötigten.