Ebenso wie die meisten Sühnekreuze konnte auch das Olbersdorfer Sühnekreuz seine historische Aufgabe erfüllen. Sühnekreuze wurden in der Vergangenheit auf Kosten eines Schuldigen zur Tilgung seiner Schuld errichtet. Erst nachdem das Kreuz oft nach sehr langer Zeit komplett im Boden versunken war, was ganze Jahrhunderte dauern konnte, war die Schuld vollends getilgt. Dieses Sühnekreuz wurde im Jahr 1969 auf den Kretscham-Feldern gefunden. Scheinbar war es nach und nach überwuchert und vom Erdboden verschluckt worden, so wie man es erwartet hatte. In der Neuzeit wurde es als Erinnerung an alte Zeiten in der Ortsmitte in der August-Bebel-Straße bei der Brücke über den Goldbach aufgestellt. Das Kreuz erinnert an eine Tat mit Todesfolge, die der Müllermeister Jorge am Bauer Heidemattes verübte. Die Tat ereignete sich Historikern zufolge im Jahr 1495. Der Schuldige sollte sich mit der Witwe auf diese Weise einigen, d.h. aus heutiger Sicht die Hinterbliebenen wie folgt entschädigen:
· ein Fastentuch anfertigen lassen, mit dem zur Fastenzeit den Altar verdeckt wurde,
· dreißig Totenmessen lesen lassen,
· ein Säuberungsbad für die Armen errichten lassen, wobei nicht sicher ist, ob es sich nicht im erweiterten Sinne des Worten um ein Beschenken der Armen handelte,
· eine steinerne Kapelle bauen lassen,
· ein Steinkreuz anfertigen und aufstellen lassen,
· eine Bußpilgerfahrt nach Rom unternehmen.
Im Falle des Kreuzes handelte es sich um eine kirchliche Buße, neben der noch eine weltliche Buße erfolgen musste, also die materielle Entschädigung der Witwe. Nur so konnte sich der Schuldige wieder in die Gesellschaft eingliedern. Scheinbar tat der Schuldige dies alles, da das Kreuz mit der Zeit wieder im Boden verschwand. Nach 1969 wurde das Kreuz wiedergefunden, geborgen, repariert und auf einen kleinen Sockel gestellt und ist nun Teil der parkartig gestalteten Anlage am Goldbach. Es wurde auch eine kleine Informationstafel installiert, die kurzgefasst an die Geschichte des Kreuzes erinnert.