Schwedenkreuz, Waltersdorf
Das Schwedenkreuz wird erstmals im Jahr 1586 erwähnt. Es handelt sich um ein einfaches, 1 Meter hohes Sühnekreuz mit 80 cm Spannweite. Das Kreuz ist stark verwittert, und so überlegen die Fachleute, ob einer der Arme des Kreuzes bereits bei der Errichtung des Kreuzes kürzer war, oder ob es sich um eine Folge der Verwitterung handelt. Auf der Oberseite des westlichen Arms ist die Jahreszahl 1865 eingemeißelt, wahrscheinlich infolge einer zweiten Nutzung des Kreuzes als Grenzstein.
Sühnekreuze entstanden oft zum Zwecke der Aussöhnung nach einer Gewalttat. Diese Tat war nach Jahrhunderten jedoch oft in Vergessenheit geraten, und so bedachten die Menschen die Sühnekreuze mit entsprechenden mündlich überlieferten Geschichten. In den volkstümlichen Geschichten taucht in Verbindung mit Sühnekreuzen oft die Geschichte eines längst vergangenen Duells auf, an dem ein schwedischer Offizier beteiligt war, das diesem Denkmal auch seinen Namen gab. Ist bei einer Geschichte eine Verschiebung von Motiven und ihre Übertragung auf andere ähnliche Orte zu beobachten, kann man feststellen, dass es sich bei der Geschichte oder dem Motiv um eine Sage handelt. Die Austauschbarkeit des Ortes ist ein Grundelement dieser mündlichen Überlieferungsform. Ebenso verhält es sich auch in diesem Fall, und es ist keineswegs überraschend, dass das Kreuz bereits Jahrzehnte vor dem Einmarsch der schwedischen Armeen erstmals in der Literatur erscheint. Geschichte und mündliche Überlieferung sind einfach etwas gänzlich Unterschiedliches. Im Mittelalter konnte beim Bestrafen von Verbrechern das System des sog. Sühnerechts angewendet werden, bei welchem dem Schuldigen eine Aufgabe auferlegt wurde, durch die er sein Verbrechen abbüßen konnte. Solch eine Aufgabe konnte neben der Entschädigung der betroffenen Familie auch das Bearbeiten und Errichten eines Steinkreuzes an dem Ort sein, wo das Verbrechen begangen worden war. Das war so, weil das Gerichtswesen im mittelalterlichen Westeuropa von dem christlichen kanonischen Recht ausging, das auf geistlichen Werten, dem Gewissen und dem Verstand gründete. Und so wurden die Verbrecher neben der Entschädigung der Verbliebenen zum Aufstellen von Sühnekreuzen verurteilt. Nicht anders war es offenbar auch in diesem Fall, obwohl der Name des Denkmals und die Sage etwas anderes bezeugen. Das Schwedenkreuz befindet sich heute in unmittelbarer Nähe eines weiteren Kleindenkmals, dem Kachelstein in der Nähe der Jonsdorfer Straße bei Bertsdorf.