Fischereigrenzstein in Hrádek nad Nisou
So, wie Länder ihre Grenzen haben, brauchten auch die Fischer einst Grenzen, damit es an Grenzgewässern keine Unklarheiten gäbe, wer wo fischen darf. Um die Fischereireviere an Wasserläufen abzugrenzen, verwendete man daher sogenannte Fischereigrenzsteine. Einst gab es in der Umgebung von Hrádek nad Nisou vier solcher Steine. Von diesen sind bis heute zwei erhalten, wobei einer nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort steht. Einer der beiden steht in Hrádek nad Nisou, der andere im nahen Hartau.
Der in Hrádek nad Nisou befindliche Stein ist heute in der Straße Tovární ulice am Vereinshaus des örtlichen Anglervereins zu sehen. Er steht auf einem Hügel aus Beton und kleinen Steinen und erinnert an die Zeit vor mehr als 450 Jahren. Auch denjenigen, der des Deutschen nicht mächtig ist, beeindruckt die Jahreszahl 1565. Hinter dieser steht geschrieben: „AD 24. IVLI GREFENSTEINISCH DER WEISSBACH HEGWASSER GEGEN DEN GEBURG AVF WARTS AN BEDEN UFERN“. Unter der Inschrift sind die drei Lilien aus dem Wappen von Georg Mehl von Strelitz, dem deutschen Vizekanzler des Königreichs Böhmen und damaligen Besitzer der Herrschaft Grafenstein (Grabštejn) und Stadt Grottau (Hrádek nad Nisou), zu erkennen.
Ursprünglich befand sich der Stein an der böhmisch-sächsischen Grenze an der Stelle, die heute nach dem alten Bergwerksschacht Barborka benannt ist. Zum Anglerheim wurde er erst 1984 umgesetzt. Der Inschrift zufolge durften die Fischer der Grafensteiner Herrschaft ab dem Stein bachaufwärts im Weißbach fischen. Ein ähnlicher Stein stand auch auf der anderen Seite der Grenze und verkündete, dass es sich bachabwärts bis zur Mündung in die Neiße um sächsisches Revier handelt. Dieser Stein ist jedoch nicht erhalten geblieben.
Auch die Neiße war in dieser Weise aufgeteilt. Eine Erinnerung daran findet man heute in Hartau auf dem Dorfplatz, wohin der Stein vom Neißeufer umgesetzt wurde: „1565. ADJ 24 JULJJ DER VON ZJTTAU HEGEWASSER DER NEJSSE NJEDERWARTS AN BEJDE UFFERN“. Ein vierter Stein stand vermutlich diesem gegenüber und ist nicht erhalten geblieben.