Schicht-Kreuz bei Rynoltice
Das Kreuz mit großer Nische, das Michael Schicht erbauen ließ, befindet sich auf der rechten Seite der Fernverkehrsstraße 13 von Liberec nach Česká Lípa, knapp einen Kilometer vor Rynoltice.
Der Sandsteinsockel besteht aus zwei Quadern und einem mächtigen Schaft mit nahezu quadratischer Grundfläche. Er wird von einem einfachen Kapitell abgeschlossen, an dem ein einfaches Blechkreuz mit dem gekreuzigten Jesus Christus befestigt ist.
Auf der untersten Sockelstufe befindet sich ein Schriftfeld, aus dem der Name des Erbauers, Michael Schicht aus Rynoltice, und das Jahr der Errichtung des Denkmals, 1849, zu erfahren ist. An den Seiten ist die erste Sockelstufe mit eingemeißelten Rechtecken verziert.
Die zweite Sockelstufe ist bis auf einen rechteckigen Rahmen auf der Vorderseite nicht verziert.
In diese ist der Schaft eingesetzt. Am Schaft ist eine bogenförmige Nische für ein kleines Kreuz herausgemeißelt. An den Seiten der Nische treten aus dem Schaft Pilaster hervor, die optisch den Sims des Kapitells tragen. Über der Nische befindet sich eine kaum erkennbare Rosette. Eine reiche Verzierung befindet sich unter dem Sims an der Vorderseite des Kapitells. Im Inneren der Nische tragen zwei Engel an den Seiten den Bogen. In der Nische befindet sich der Torso eines eisernen Kreuzes, das in zwei Sandsteinquader eingesetzt ist.
Das ungewöhnliche Kreuz mit seiner großen Nische entspricht dem Schiller-Kreuz in Rynoltice. Zurzeit befindet es sich jedoch in einem sehr heruntergekommenen Zustand. Es besteht aus sehr weichem Sandstein, der geradezu vor den Augen verschwindet. Teile des Schafts bröckeln bei Berührung ab. Zwei Quader im Inneren der Nische erinnern eher an ein Häufchen Sand. Der Sandstein leidet offenbar auch unter der Nähe zur Hauptstraße, wo vor allem im Winter von vorbeifahrenden Autos eine große Menge Streusalz auf das Kreuz gespritzt wird.
Interessant ist die Person des Erbauers Michael Schicht. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um den Besitzer des Hauses Nr. 101, das etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf Georg Schicht überschrieben wurde. Georg Schicht war ein sehr unternehmerischer Metzger. Er entschied sich schon früh dazu, zu Hause Seife zu kochen. Sein Gewerbe florierte. Eines seiner neun Kinder, sein Sohn Johann, ging nach der Schule als Praktikant nach Wien zur Firma Bachmayer – einem Geschäft für Öle und Fette. Durch ihn kam der Vater an günstiges Rohmaterial für die Seifenherstellung. Rynoltice wurde für das Unternehmen bald zu klein. Johann Schicht fand einen weitaus günstigen Standort für die weitere Entwicklung der Firma in Ústí nad Labem. Er baute hier am rechten Ufer der Elbe eine Fabrik zur Herstellung von Seifen, Kerzen, Waschmitteln, Parfümerie und Nahrungsmittelfetten. Das Areal war nach dem Krieg als nordböhmische Fettwerke Setuza bekannt. Einige von Schichts Produkten sind bis heute bekannt. Am meisten wohl die für die Handwäsche bestimmte Seife mit dem Hirsch sowie das gehärtete Bratfett Ceres. Doch wer weiß schon, dass diese Produkte ihren Ursprung in Rynoltice hatten?