Stompfe-Kreuz in Hrádek nad Nisou
Das interessante Kreuz steht in der Straße Václavská ulice gegenüber des ehemaligen Bekon-Fabrikgeländes. Früher stand das Kreuz hinter dem Zaun im Garten eines Eigenheims. Bei der letzten Reparatur des Kreuzes kaufte die Stadt ein Stück des Grundstücks ab, sodass man das Kreuz heute in seiner ganzen Schönheit bewundern kann, ohne dass ein Zaun den Anblick stört.
Es ist heute nicht mehr bekannt, was Anton Stompfe dazu bewog ein neues „Standbild“ zu errichten, wie man derartige Denkmale früher nannte. Aus der Inschrift am Sockel ist ersichtlich, dass es im Jahr 1800 errichtet wurde. Es ist somit eines der ältesten Kreuze in Hrádek nad Nisou. Aus der Stadtchronik ist noch eine Renovierung im Jahr 1929 bekannt.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war Kleindenkmalen nicht gewogen. Trotzdem fand sich 1950 jemand, der das Blechkreuz zumindest mit Farbe anstrich und so dazu beitrug, dass das Denkmal länger erhalten bleibt. Eine Reaktion auf das gestrichene Kreuz ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Schon nach zwei Tagen klingelten am Haus Mitarbeiter der tschechischen Staatssicherheit, der ein solches Unterfangen keineswegs behagte. Dem Verursacher Herrn Sitte passierte damals – auch dank seiner Arbeitskollegen, die ihm den Rücken stärkten – nichts.
Der Sandsteinsockel trug ein Kreuz mit einer aus Blech ausgesägten und von Hand bemalten Silhouette des Gekreuzigten. Doch an diesem nagte unerbittlich der Zahn der Zeit. Im Jahr 2010 wurde anhand der erhaltenen Reste eine Kopie angefertigt. Der aus Hrádek nad Nisou stammende Künstler Viktor Beneš nahm dann die Bemalung mit dem modernen Airbrush-Verfahren vor. Obwohl es sich um eine moderne Technologie handelt, ist die Darstellung mit großer Demut ausgeführt. Der ebenfalls aus Hrádek nad Nisou stammende Steinmetz Josef Tichý besorgte die Überarbeitung des Sandsteins einschließlich der Inschrift. Unter der Inschrift ist noch das Entstehungsjahr 1800 und der Name des Erbauers Anton Stompfe vermerkt.
Das Stompfe-Kreuz wurde nach der Erneuerung am 28. September 2010, also knapp zwei Monate nach dem großen Hochwasser, erneut gesegnet. Hieran knüpft sich eine weitere Geschichte. Der Künstler Viktor Beneš wollte nach dem Hochwasser seine an der Neiße gelegene Werkstatt eigentlich nicht wieder aktivieren. Auslöser seine Meinung zu ändern war aber gerade die Bitte um Mitwirkung bei der Erneuerung des Kreuzes.